Großer Rat von 101

Ein Großer Rat (engl.: Great Council) fand im Jahre 101 n. A. E. in Harrenhal statt. Dieser Große Rat diente zur Klärung der Thronfolge von König Jaehaerys I. Targaryen.

Der Große Rat (von Marc Simonetti ©Random House)

Hintergrund

Im Jahre 92 n. A. E. verstarb Jaehaerys' I. Sohn und Erbe Prinz Aemon Targaryen. Anschließend überging der König den Anspruch von Aemons einzigem Kind Rhaenys und ernannte stattdessen seinen nächstälteren Sohn Baelon zum neuen Thronfolger. Dieser war bei Adel und Volk sehr beliebt, galt als erfahrener Ritter und hatte mit den Prinzen Viserys und Daemon schon zwei eigene Söhne. Die Entscheidung für Baelon wurde insbesondere von Rhaenys selber kritisiert, die schwanger war und das Geburtsrecht ihres ungeborenen Kindes übergangen sah. Unterstützt wurde sie insbesondere von ihrem Gemahl Lord Corlys Velaryon, ihrer Mutter Joslyn Baratheon, ihrem Onkel Lord Boremund Baratheon sowie ihrer Großmutter Königin Alysanne Targaryen. Noch im selben Jahr brachte Rhaenys eine Tochter namens Laena auf die Welt, im Jahre 94 n. A. E. folgte ihr Sohn Laenor Velaryon. Zu diesem Zeitpunkt war Baelon bereits allgemein als Thronerbe anerkannt, die Velaryons und Baratheons hielten dagegen Laenors Anspruch für größer, manche sprachen sich auch für die Ansprüche von Laena oder Rhaenys aus.

Nachdem Prinz Baelon im Jahre 101 n. A. E. ebenfalls vorzeitig gestorben war, kam die Frage der Thronfolge erneut auf. Der Kronprinz hatte mit Viserys und Daemon zwei Söhne hinterlassen, dem gegenüber standen die Ansprüche von Rhaenys, Laena und vor allem Laenor, welcher sowohl männlich war als auch der älteren Linie entstammte. König Jaehaerys I. wandte sich unterdessen an seinen jüngeren Sohn Vaegon Targaryen, der in der Zitadelle als Erzmaester diente. Je nach Überlieferung bot der König seinem Sohn die Nachfolge an, was dieser ablehnte, oder fragte ihn um Rat, woraus die Idee eines Großen Rates entstand. Jaehaerys soll diesen Vorschlag angesichts eines drohenden Krieges um die Krone bereitwillig aufgegriffen haben, da Lord Corlys Velaryon Schiffe und Männer zusammenzog, um die Rechte seines Sohnes Laenor zu verteidigen, während Daemon Targaryen eine Truppe zur Unterstützung seines Bruders Viserys aufstellte.

Der Große Rat sollte über die möglichen Thronfolger beraten, streiten und letztlich auch entscheiden. Jeder Lord des Reichs erhielt eine Einladung, außerdem sollten der Orden der Maester sowie der Glaube an die Sieben vertreten sein. Der König kündigte an, der Entscheidung des Rates unabhängig vom Ausgang folgen zu wollen. Auch wenn wegen der Neuartigkeit des Ereignisses niemand abschätzen konnte, wie viele Teilnehmer zu erwarten wären, wollte man auf fünfhundert Lords vorbereitet sein, weswegen die riesige Festung Harrenhal zum Austragungsort bestimmt wurde.

Großer Rat von 101 (von Campbell White ©Ten Speed Press)

Der Große Rat

Letztlich nahmen über eintausend Lords an dem Rat teil. Es dauerte ein halbes Jahr, bis sich alle versammelt hatten, und einige trafen sogar erst nach dem Ende ein. Jeder Lord brachte zusätzlich ein Gefolge aus Rittern Knappen, Dienern und Köchen mit. Lord Tymond Lennister wurde von dreihundert Mann begleitet, Lord Matthos Tyrell erschien mit fünfhundert Gefolgsleuten. Die Besucher kamen aus allen Regionen des Reiches, von den Dornischen Marschen und den Drei Schwestern über die Eiseninseln bis zum äußersten Norden. Lord Tarth sowie Lord Weitwynd vom Letzten Licht waren anwesend, ebenso wie Lord Ellard Stark, Lord Boremund Baratheon, Lord Grobi Tully und Lord Yorbert Rois, der Regent und Protektor der minderjährigen Lady Jeyne Arryn. Der Fürst von Dorne schickte seine Tochter und zwanzig Ritter als Beobachter. Der Hohe Septon erschien, um die Versammlung zu segnen. Hunderte Händler kamen, Heckenritter und Freie Reiter hofften, eine Anstellung zu finden, alte Frauen und junge Mädchen suchten nach Ehemännern. Darüber hinaus strömten Diebe, Prostituierte, Waschweiber, Marketenderinnen, Sänger und Mimen nach Harrenhal. In der Folge breitete sich vor den Mauern der Festung eine Zeltstadt meilenweit in alle Richtungen und am Ufer des Götterauges entlang aus. Somit wurde Harrenstatt für eine Weile die viertgrößte Stadt im Reich hinter Altsass, Königsmund und Lennishort.

Der Rat tagte dreizehn Tage lang und nahm sich insgesamt vierzehn Ansprüche vor. Aus Essos kamen drei uneheliche Söhne von Jaehaerys' Tochter Prinzessin Saera Targaryen, jeder von einem anderen Vater. Einer soll das Ebenbild seines Großvaters in Jugendtagen gewesen sein, ein anderer, der Sohn eines Triarchen von Volantis traf mit reichlich Gold sowie einem Zwergelefanten ein und konnte mit Geschenken einige ärmere Lords für sich gewinnen. Saera selber hatte sich dagegen entschieden, ihren Anspruch vorzutragen. Weitere Kandidaten waren ein kleiner Lord, der seine Abstammung von einer Tochter Lord Gaemon Targaryens mit einem Stapel Pergamenten belegte, ein kräftiger, rothaariger Waffenknecht, der behauptete, aus einer Vergewaltigung von König Maegor I. Targaryen an seiner Mutter hervorgegangen zu sein, sowie ein Heckenritter, der sich als unehelicher Sohn von König Jaehaerys ausgab. Die Lords glaubten der Mutter des Waffenknechts, einer gealterten Wirtstochter, die Vergewaltigung, gingen aber nicht davon aus, dass sie dadurch schwanger geworden wäre. Der Heckenritter wurde von Jaehaerys selber der Lüge überführt und daraufhin eingesperrt. Neun solcher geringeren Ansprüche wurden geprüft und zurückgewiesen.

Erzmaester Vaegon wurde wegen seines Gelübdes verworfen, Prinzessin Rhaenys Targaryen und ihre Tochter Laena Velaryon aufgrund ihres Geschlechts, sodass am Ende mit Prinz Viserys Targaryen und Laenor Velaryon zwei Anwärter verblieben. Ersterer war als Enkel näher mit dem König verwandt und hatte als letzter Targaryen den Drachen Balerion geritten, bevor dieser gestorben war, danach aber keinen Drachen mehr bestiegen. Laenor entstammte der älteren Linie und besaß mit Seerauch einen lebenden Drachen. Für viele war Viserys' Anspruch stärker, da er sich vom Vater ableitete, Laenors Anspruch dagegen von der Mutter, außerdem war Viserys ein vierundzwanzigjähriger Mann und Laenor ein siebenjähriger Junge. Laenors Vater Lord Corlys Velaryon, der in dem Rat die Möglichkeit sah, Jaehaerys' Entscheidung gegen Rhaenys im Jahre 92 n. A. E. zu korrigieren, nutzte seinen Einfluss und Reichtum zur Unterstützung seines Sohnes. Für Laenor sprachen sich unter anderem Lord Boremund Baratheon und Lord Ellard Stark sowie die Lords Manderly, Staublin, Schwarzhain, Bar Emmon und Celtigar aus. Viserys erhielt unter anderem den Zuspruch von Lord Tymond Lennister, Lord Grobi Tully und Lord Gipfel. Letztlich wählten die Lords mit großer Mehrheit Viserys. Auch wenn die Maester, die die Stimmen auszählten, niemals das genaue Ergebnis verkündeten, sprach man später von einem Stimmenverhältnis von zwanzig zu eins.

König Jaehaerys, welcher der Versammlung ferngeblieben war, dankte den Lords für ihre Dienste und verlieh Viserys den Titel des Prinzen von Drachenstein. Die Velaryons und Baratheons erkannten das Ergebnis widerwillig an, da sie angesichts der Eindeutigkeit der Abstimmung nicht hoffen konnten, sich durchzusetzen.

Folgen

Für viele stellte die Entscheidung des Großen Rates einen Präzedenzfall hinsichtlich der Thronfolge dar. Sie leiteten daraus ab, dass eine Frau nicht den Thron besteigen könne, selbst wenn sie der älteren Linie entstammte, und ebenso wenig ein Mann, der nur über die weibliche Linie mit dem König verwandt wäre.

Nach Jaehaerys' Tod im Jahre 103 n. A. E. folgte ihm sein Enkel als Viserys I. nach. Dieser bestimmte im Jahre 105 n. A. E. sein einziges Kind Rhaenyra Targaryen zur Thronerbin, womit er sich über die Präzedenzfälle von Jaehaerys' Entscheidung im Jahre 92 n. A. E. und der des Großen Rates hinwegsetzte. Auch nachdem seine zweite Gemahlin Alicent Hohenturm ihm Söhne geboren hatte, hielt Viserys an Rhaenyra als Erbin fest. In der Folge bildeten sich die Parteien der Grünen um Alicent und der Schwarzen um Rhaenyra. Im Jahre 114 n. A. E. verheiratete Viserys Rhaenyra mit Laenor Velaryon, um so die beiden Linien zu vereinen, die sich beim Großen Rat gegenübergestanden hatten.

Als Viserys im Jahre 129 n. A. E. starb, übergingen die Grünen Rhaenyra zugunsten von Aegon II. Targaryen und begründeten dies unter anderem mit dem Präzedenzfall des Großen Rates. Daraufhin kam es zum Drachentanz. Die Grünen versuchten auf Grundlage der Aufzeichnungen zum Großen Rat zu bestimmen, welche Lords sich ihnen voraussichtlich nicht anschließen würden. Sie vermuteten, dass diejenigen, die damals Laenor unterstützt hatten, nun auf Seiten Rhaenyras und der Schwarzen ständen.

Nach dem Tod des kinderlosen Königs Baelor I. Targaryen im Jahre 172 n. A. E. wollten manche seine älteste Schwester Daena krönen. Da diese jedoch von den meisten abgelehnt wurde, berief man sich auf den Großen Rat des Jahres 101 sowie die Ereignisse des Drachentanzes und die Krone ging an Baelors Onkel Viserys II. Targaryen.

Die Anwärter

Die fünf Hauptansprüche:

• Prinz Viserys Targaryen
• Laenor Velaryon
• Prinzessin Rhaenys Targaryen
• Erzmaester Vaegon
• Laena Velaryon

Die neun niederen Ansprüche:

• ein Bastardsohn von Prinzessin Saera Targaryen
• ein Bastardsohn von Prinzessin Saera Targaryen
• ein Bastardsohn von Prinzessin Saera Targaryen
• ein kleiner Lord, Nachfahre einer Tochter von Lord Gaemon Targaryen
• ein Waffenknecht, angeblich ein Bastardsohn von König Maegor I. Targaryen
• ein Heckenritter, angeblich ein Bastardsohn von König Jaehaerys I. Targaryen
• unbekannt
• unbekannt
• unbekannt

Dieser Stammbaum zeigt die Verwandtschaft der Thronanwärter mit König Jaehaerys.

Jaehaerys I. Targaryen

{Aemon Targaryen}

{Baelon Targaryen}

Erzmaester Vaegon

Saera Targaryen

Corlys Velaryon

Rhaenys Targaryen

Viserys Targaryen

Daemon Targaryen

drei Bastardsöhne

Laena Velaryon

Laenor Velaryon

Legende:

— Ehe

— Blutslinie

- - außereheliche Blutslinie

{ } verstorben

Siehe auch

• Great Council of 101 AC im Wiki of Ice and Fire (englisch, Spoiler zu The Winds of Winter möglich)
• Großer Rat von Harrenhal im Game of Thrones Wiki (Spoiler hinsichtlich künftiger Bücher möglich)